Geschichte


Wo blieben wir ohne Hoffnung und Träume?

Sicher wird der junge Güstrower Kürschnermeister Julius Wiedewald davon reichlich gehabt haben, als er 31-jährig am 1.Mai 1875 am Pferdemarkt 2 ein eigenes Pelz-, Hüte- und Mützengeschäft eröffnete. Das war vor über 140 Jahren. Und wenn das Modehaus in dieser Branche auch heute noch besteht, und zwar in der fünften Generation, dann dürften Fleiß und Mühe damals nicht vergebens gewesen sein.

Wirtschaftliche und politische Erschütterungen hatte es in Deutschland zu Genüge gegeben und vor allem hierzulande gerät die Bewahrung familiärer Geschäftstradition über den Zeitraum von mehr als 140 Jahren gewiss zu einer unternehmerischen Leistung, die gebührend gefeiert werden darf.





Der Gründer-Urgroßvater muss seinerzeit eine glückliche Hand gehabt haben, dass trotz schwieriger Bedingungen nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/1871 sein Geschäft von Anfang an florierte und sich eines wachsenden Kundenstammes erfreute. Bald war eine Geschäftsvergrößerung erforderlich. Die neue Adresse lautete Pferdemarkt 62. Vermutlich hat es direkt gegenüber gelegen, als von der Häuserzeile mit Post, größeren Wohn-und Geschäftsbauten und dem Hotel Erbgroßherzog/Stadt Güstrow noch nicht einmal die Idee geboren war.

Es muss wohl an der handwerklichen Gediegenheit gelegen haben, dass das Haus Wiedewald erneut mehr Raum beanspruchte. Vor allem nach der Weltausstellung in Paris 1900 vollzog sich ein Modewandel: der Pelz, bislang meist als wärmendes Innenfutter eingesetzt, wurde zu Schmuck und Zierde mehr und mehr außen getragen.


Die Kürschner erlebten einen Aufschwung, der auch an Güstrow nicht vorbei ging. Die Stadt konnte immerhin drei Kürschnerbetriebe          samt ihrer Beschäftigten und Familien ernähren.

Die nächste Wiedewaldsche Adresse war der Pferdemarkt 16, ein repräsentatives Eckgebäude zum Krönchenhagen hin. Dort konnte Hans Wiedewald in zweiter Generation verwirklichen, was er bei Kürschner Steinfadt in Bützow gelernt und auf der Meisterschule Hamburg-Altona bewiesen hatte. Und wieder gab es Wachstum und Umzug, Pferdemarkt 23 lautete seitdem die Adresse. Das stattliche Wohnhaus wurde weit blickend umgebaut, große Schaufenster und eine zweckmäßige Raumaufteilung waren auch damals schon wichtige Voraussetzung für Erfolg im Einzelhandel.


Hans Wiedewald verstarb 1943 und Ehefrau Elsa leitete das Geschäft, bis ihr Sohn Hans Wiedewald Junior 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und- nur für wenige Jahre-bis zu seinem plötzlichen Tod 1954 das Steuer des Betriebes führte. Seine Witwe Tilli betrieb das Unternehmen weiter und konnte auch in Zeiten der Kollektivierung und Enteignung den Betrieb als privaten Handwerksbetrieb erhalten , bis ihr Sohn Hans-Peter Wiedewald über mehrere Ausbildungsstationen seine Meisterausbildung in Leipzig abgeschlossen hatte und 1980 die Leitung übernahm.


Der aber hatte damals zu urgroßväterlichen Perspektiven wenig Anlass: Die Pelzbranche quälte sich über Materialknappheit und hohe Preise bis zur Wende. Hans-Peter Wiedewald erhielt die von der HO belegten Geschäftsräume wieder zurück und übernahm als Ergänzung seines klassischen Pelz-und Ledermodengeschäfts auch den einstigen Täschnerbereich der HO.


  
Sofort wurde in Ladenbau und Ware investiert und Kontakte zu den neuen (West)-Lieferanten aufgenommen. So konnte den Kunden sehr schnell ein breites Angebot in den Sortimenten Taschen, Leder-, Pelz- und Herrenbekleidung gezeigt werden. Im Jahr 2006 konnte Tochter Stefanie Wiedewald, ebenfalls gelernte Kürschnerin, das Geschäft unter dem Namen “Wiedewald-Moden“ nach umfangreichen Umbauten eröffnen. Angenehme Verkaufsatmosphäre, qualifizierte Fachberatung und Kundenfreundlichkeit bleiben neben einem ansprechenden Sortiment Säulen des Unternehmens. Reparaturen bei Pelz und Leder werden nach wie vor auch ausgeführt.

Der jüngste Spross der Wiedewalds heißt übrigens Julius…… schließt sich so der Kreis ?